Politikimpuls zum Energiepolitischen Dialog Berlin 2025

Die drei für die Zukunft:
mit Erdgas, Wasserstoff und Carbon Management zu net-zero

Das Energie­system in Deutschland steht vor großen Heraus­forderungen: Um die Klima­ziele zu erreichen, ist eine umfassende Dekarbo­nisierung von Industrie, Energie­wirtschaft, Wärme und Mobilität durch den konsequenten Umstieg auf CO2-neutrale Energie- und Strom­erzeugung not­wendig. Gleich­zeitig haben die geo­politischen Entwicklungen und die wirtschaft­lichen Rahmen­be­din­gungen der vergangenen Jahre deutlich gemacht, wie wichtig eine zuverlässige und widerstands­fähige Energie­infra­struktur ist. Neben dem Klima­schutz rücken daher auch die Wettbewerbs­fähigkeit der Wirt­schaft und die Versorgungs­sicherheit in den Mittel­punkt der Energiewende.

Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, muss das Energiesystem der Zukunft auf drei Säulen basieren:

  1. Erneuerbare Energien und Erdgas bilden die Grundlage für eine sichere und stabile Energieversorgung. Erdgas übernimmt dabei eine wichtige Brückenfunktion, um die Versorgungssicherheit während der Transformation zu gewährleisten.
  2. Wasserstoff als zweite Säule der Energiewende ermöglicht den schrittweisen Ersatz fossiler Energieträger durch erneuerbare oder kohlenstoffarme Gase und verbindet so Klimaschutz mit der Sicherung des Industriestandorts Deutschland.
  3. Carbon-Management als dritte Säule der Energiewende schafft Lösungen für unvermeidbare Emissionen in energieintensiven Branchen wie der Zement-, Kalk-, Abfall-, Stahl- und Chemieindustrie und ermöglicht so deren nachhaltige Transformation.

OGE als erfahrener Infrastrukturbetreiber leistet täglich mit dem pipelinegebundenen Transport von Molekülen einen wichtigen Beitrag, die Energiewende mit Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit zu vereinbaren. Wie wir das tun, erklären wir Ihnen in dieser Ausgabe des Politikimpulses.

Erdgas: Immer noch ein wichtiger Energie­träger für warme Wohnungen

Aus drei Gründen ist Erdgas derzeit noch unverzichtbar:

  1. Durch die volatile Strom­erzeugung erneuerbarer Energien wie Wind- und Solar­energie garantiert Erdgas die Versorgungssicherheit. Gas­kraftwerke sind in der Lage, Strom flexibel bereit­zu­stellen und unterstützen damit die Integration erneuerbarer Energien. Sie sichern die Grund­last und stabilisieren die Energie­versorgung - insbesondere in Zeiten, in denen Sonne und Wind nicht ausreichend Energie liefern.
  2. Gleichzeitig ist Erdgas ein unverzichtbarer Übergangs­energie­träger, indem es die emissions­intensive Kohle kurzfristig ersetzt und die europäische Energie­versorgung mittel­fristig klima­freundlicher gestaltet.
  3. Zudem bleibt Erdgas ein wichtiger Faktor für die Wettbewerbs­fähigkeit des Industrie­standorts Deutschland. Die aktuellen geopolitischen Spannungen haben die Dringlichkeit einer diversi­fi­zierten und resilienten Energie­versorgung deutlich gemacht.

Unsere CH4-Leitungsbauprojekte

Mit unserem 12.000 Kilometer langen Erdgas­netz leisten wir als OGE einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungs­sicherheit. Dieser Verantwortung sind wir uns bewusst, weshalb wir unsere Pipeline­infrastruktur fortdauernd modernisieren und ausbauen.

In nur neun Monaten hat OGE das LNG-Terminal Wilhelms­haven mit der Wilhelmshavener Anbindungs­leitung (WAL) ans deutsche Erdgas­netz angeschlossen. Nun müssen die Nord-Süd-Verbindungen ausgebaut werden, wie die EWA (Etzel-Wardenburg) und die WAD (Wardenburg – Drohne), die entscheidend sind für die Anbindung neuer Gas­kraftwerke und die Integration des LNG-Standorts Wilhelmshaven in das deutsche Netz.

EWA

Die EWA mit einer Länge von 60 km ist der erste Abschnitt der Versorgungs­leitung Etzel–Wardenburg–Drohne. Sie verbindet den Gas­speicher in Etzel mit Wardenburg und bringt Erdgas aus dem LNG-Terminal Wilhelmshaven in das deutsche Fern­gasnetz. Anfang November haben wir die letzte Schweißnaht gesetzt.

WAD

Die 90 km lange WAD schließt direkt an die EWA an und führt von Wardenburg bis Drohne in Nordrhein-Westfalen. Dieser zweite Abschnitt des Gesamt­projekts soll die Transport­kapazitäten weiter erhöhen und schon im kommenden Jahr fertig sein.

TENP III

Eine weitere Nord-Süd-Verbindung, die OGE fertig­gestellt hat, ist die Erneuerung der TENP III, der Trans-Europäischen Naturgas Pipeline in Baden-Württemberg. Seit dem 11. Juli sind die neuen Abschnitte in Betrieb und ersetzen in die Jahre gekommene Leitungs­teile. So garantieren wir einen sicheren Transport auch in den kommenden Jahrzehnten. Zudem sind alle neuen Leitungen zukunfts­sicher: Sie sind schon H2-ready und können auch Wasserstoff transportieren.

Was es jetzt von der Politik braucht

Verlässliche regulatorische Rahmen­bedingungen und attraktive Finanzierungs­bedingungen

Die Ergebnisse des NEST-Prozesses lassen befürchten, dass die regulatorischen Rahmen­bedingungen durch die Bundes­netz­agentur erheblich verschärft werden. Dies hat gravierende finanzielle Auswirkungen auf den Betrieb der Erdgas­netze. Angesichts der bevorstehenden Transformations­aufgaben und der damit verbundenen Investitionen ist ein Sparkurs kontra­produktiv.

Um Investitionen für den ziel­gerichteten Auf- und Ausbau von Infra­struktur zu fördern, braucht es einen attraktiven und verlässlichen regulatorischen Rahmen mit einer angemessenen Eigen­kapital­verzinsung und einem realistischen Effizienz­vergleich. Bestehende Assets sollten nicht voreilig außer Betrieb genommen werden.

Versorgungssicherheit durch Speicher

Speicher sind zentral für die Versorgungs­sicherheit und übernehmen eine wichtige Rolle im Energiesystem. Sie stellen auch bei Spitzen­verbrauch die nötige Leistung bereit, wofür im Winter ein ausreichender Füllstand notwendig ist. Der Markt kann diese Aufgabe grundsätzlich erfüllen, dennoch ist eine strategische Reserve sinnvoll, um die Versorgung über längere Zeiträume zuverlässig abzusichern.

LNG als diversifizierte Energiequelle für eine deutsche Versorgungsstrategie

LNG-Importe müssen zentrale Bestand­teile der deutschen Energie­politik sein, um Versorgungs­sicherheit und Preisstabilität zu gewährleisten. Sie ermöglichen eine unabhängige, diversifizierte Versorgung ohne Bindung an einzelne Pipelines. Das Beispiel der Wilhelms­­havener Anbindungs­­leitung (WAL) zeigt, dass Deutschland auf Krisen prompt reagieren kann, wenn die entsprechenden Genehmigungen schnell erteilt werden. Dieses Tempo muss Vorbild für den weiteren Ausbau der LNG-Infrastruktur und die Umstellung auf treib­haus­gas­neutrale Technologien sein.

Ein Jahr Wasserstoff-Kernnetz und die erste Leitung ist schon gebaut

Wasserstoff spielt eine Schlüssel­rolle bei der Dekarboni­sierung von Industrie, Energie­wirtschaft, Wärmeversorgung und Mobilität. Entscheidend ist, die Wasser­stoff­infra­struktur zügig aufzubauen, um fossiles Erdgas schrittweise durch erneuerbare bzw. kohlen­stoff­arme Gase zu ersetzen. Nur so ist es möglich, gleichzeitig eine klima­neutrale Zukunft aufzubauen und die Wettbewerbs­fähigkeit des Wirtschafts­standorts zu sichern. Einen wichtigen Meilen­stein markierte die Genehmigung des Wasserstoff-Kernnetzes im Herbst 2024. Seitdem baut OGE Wasserstoff­leitungen bzw. stellt sie um und nimmt Ende 2025 die ersten in Betrieb. Das ist der Beginn des Wasserstoff­zeitalters.

Einblick in unsere H2-Leitungsbauprojekte

Von der Nordsee ins Ruhrgebiet: Wilhelmshaven-Küstenlinie und Nordsee-Ruhr-Link

Die Wilhelmshaven-Küstenlinie (WKL) und der Nordsee-Ruhr-Link (NRL) bilden die zentrale Transport­route für Wasserstoff von der Nordsee­küste in den Nordwesten Deutschlands.

Beide Leitungs­projekte verbinden den nördlichen Import­korridor mit nationalen Produzenten und industriellen Abnehmern entlang des Trassen­verlaufs. Damit schaffen sie die Grundlage für eine zukunfts­sichere, leistungs­fähige und nachhaltige Wasserstoff­infrastruktur in Deutschland.

Der Nordsee-Ruhr-Link umfasst mehrere Abschnitte (NRL I–IV), die schrittweise realisiert und an bestehende Energieinfrastrukturen angebunden werden.

Die Wilhelmshaven-Küstenlinie (WKL – H₂) verläuft auf rund 12 Kilometern von Wilhelmshaven-Nord bis Wilhelmshaven-Süd, überwiegend durch Industrie­flächen, und verbindet wichtige Infra­strukturen des Nord­import­korridors mit nationalen Produzenten und Abnehmern. Der Baubeginn ist für das 4. Quartal 2026, die Inbetriebnahme für Ende 2027 geplant.

Der NRL I ist der erste von vier Leitungs­abschnitten des Nordsee-Ruhr-Links. Die rund 21 Kilometer lange Leitung verläuft weitgehend parallel zur Wilhelms­havener-Anbindungsleitung (WAL) und verbindet die Wilhelms­haven-Küstenlinie mit Dykhausen. Anstelle der WAL, die Erdgas transportiert, wird der NRL die Versorgung mit Wasserstoff sichern. Dieser Teil soll bis Ende 2027 in Betrieb gehen. Damit wird Wilhelms­haven erneut zu einem zentralen Energie-Drehkreuz.

Der NRL III verläuft über rund 122 Kilometer von Bunde (Niedersachsen) bis Wettringen (Nordrhein-Westfalen) und verbindet damit die nördlichen Import­korridore mit industriellen Verbrauchs­zentren im Westen Deutschlands. Der Baubeginn ist für das 3. Quartal 2026, die Inbetrieb­nahme für Ende 2027 geplant.

Der NRL IV verbindet den nördlichen Import­korridor mit nationalen Wasserstoff­produzenten und -verbrauchern entlang der Route. Die geplante 22 Kilometer lange Leitung führt von Emden bis Rysum (Niedersachsen) und soll bis Ende 2029 in Betrieb genommen werden. Damit trägt NRL IV zur voll­ständigen Anbindung der norddeutschen Küsten­regionen an das Wasser­stoff-Kernnetz bei.

Wasserstoffleitungen im Ruhrgebiet – Verbindung in das industrielle Herz Deutschlands

Die Projekte HEp, DoMa und DoHa sind zentrale Bausteine beim Aufbau des deutschen Wasserstoff-Kernnetzes im Ruhrgebiet. Gemeinsam schaffen sie eine leistungs­fähige Verbindung zwischen den Wasserstoffspeichern in Epe, den bestehenden Transport­korridoren des GET-H₂-Netzes und den industriellen Verbrauchs­zentren in Marl und Duisburg.

Damit leisten sie einen entscheidenden Beitrag zur Transformation der Energie­versorgung und unterstützen insbesondere den Einsatz von klima­neutralem Wasserstoff in der energie­intensiven Industrie – etwa in der Chemie- und Stahl­produktion.

Noch 2025 soll die Leitung von Heek nach Epe (HEp) im Kreis Borken in Betrieb gehen. Diese 11 Kilometer Leitung verbinden die unter­irdischen Wasserstoff­speicher in Epe mit dem GET-H2-Netz.

Das Projekt DoMa, zwischen Dorsten und Marl im Kreis Recklinghausen, wird die Wasserstoff­versorgung des Chemieparks Marl sicherstellen – einem der bedeutendsten Industrie­standorte im Ruhrgebiet. OGE bereitet derzeit die Unterlagen für das Plan­fest­stellungs­verfahren vor, die Inbetrieb­nahme ist für 2027 vorgesehen.

Die Leitung DoHa zwischen Dorsten und Duisburg-Hamborn schafft eine wesentliche Verbindung für den Wasserstoff­transport im Ruhrgebiet. Die 39 Kilometer lange Leitung ermöglicht künftig die Versorgung der Stahl­produktion von thyssenkrupp Steel Europe (tkSE) mit grünem Wasserstoff. OGE bereitet aktuell die Unterlagen für das Plan­fest­stellungs­verfahren vor, die Inbetrieb­nahme ist ebenfalls für 2027 geplant.

Was es jetzt von der Politik braucht

Attraktive Finanzierungs­bedingungen, Umsetzung beschleunigen

Eine leistungsfähige Wasserstoff­infrastruktur bildet das Fundament für den Aufbau einer wettbewerbs­fähigen Wasserstoff­wirtschaft. Verlässliche und nachhaltige Finanzierungs­bedingungen sind entscheidend, um den Ausbau der notwendigen Netze voranzutreiben. Im internationalen Wettbewerb um Investitionen müssen wir attraktive Rahmen­bedingungen schaffen. Für das H₂-Kernnetz bedeutet das konkret: Die Eigen­kapital­verzinsung sollte erhöht und der geplante Selbstbehalt auf das Amortisations­konto reduziert werden. Nur so entsteht ein ausgewogenes Risiko-Rendite-Profil, um privates Kapital zum Aufbau der Infra­struktur zu aktivieren.

Zur Beschleunigung von Genehmigungs- und Vergabe­verfahren muss das Wasserstoff­beschleunigungs­gesetz (WassBG) zügig beschlossen werden.

Gesamte Wertschöpfungskette berücksichtigen

Der Gesetzgeber muss alle Teile der Wasserstoff-Wertschöpfungskette berücksichtigen. Große Wasserstoff­speicher sind schon zu Beginn unverzichtbar, um Versorgungs­sicherheit und Flexibilität zu gewährleisten. Daher sollte die Politik einen klaren regulatorischen Rahmen sowie gezielte Förder­instrumente schaffen, die Investitionen in diese Speicher ermöglichen.

Um das deutsche Kernnetz mit ausreichend Wasserstoff zu versorgen, müssen internationale Wasserstoffprojekte entwickelt und umgesetzt werden – vor allem mit den Nachbar­ländern. Dafür sind beschleunigte Genehmigungs- und Förderverfahren sowie europäische Risiko­absicherungs­mechanismen notwendig, um Finanzierung und Auslastung der Import­korridore zu sichern.

Auch die Wasserstoffverteilnetze brauchen attraktive Finanzierungs­optionen, um das große Potential der Gewerbe- und Industrie­kunden in der Fläche zu erschließen. Die Bundesregierung sollte das EU-Gas- und Wasserstoff­paket rasch und pragmatisch umsetzen, damit Planungs­sicherheit auch im Verteilnetz entsteht und die Infrastruktur­entwicklung nicht durch regulatorische Unsicherheiten gebremst wird.

Robuste Nachfrage und verlässliches Angebot

Um Importe zu bündeln, ist ein staatlich gestützter Intermediär (Midstreamer) sinnvoll. Er könnte die benötigten Mengen beschaffen und gleichzeitig Markt­liquidität sowie Investitions­sicherheit für Produzenten und Abnehmer schaffen. Ergänzend dazu sind weitere Anreize auf der Produktions- und Abnahmeseite notwendig. Elektrolyse­kapazitäten, H₂-ready-Kraftwerke und die Industrie müssen gezielt gefördert werden, um Wasserstoff als Energie­träger zu etablieren.

Die Bundesregierung sollte zügig ihre Pläne zu der im Koalitions­vertrag verabredeten Kraftwerks­strategie vorlegen.

Europäische Regeln auf den Hochlauf ausrichten

Im Fokus stehen hier die von der EU-Kommission vorgelegten Kriterien für die Produktion von erneuerbarem und kohlenstoff­armem Wasserstoff. Sollte der eingeschlagene restriktive Ansatz für die Anerkennung von Wasserstoff als erneuerbar oder kohlenstoff­arm in dieser Form fortgeführt werden, ist die zeitnahe Verfügbarkeit von ausreichenden Mengen Wasserstoffs für die Entwicklung eines liquiden Markts stark gefährdet. Ein liquider Wasserstoff­markt braucht ausreichend kohlenstoff­armen Wasserstoff. Hier erweist sich der von der EU-Kommission erlassene delegierte Rechtsakt als hinderlich, weil er zu restriktiv ist. Ein erweiterter Begriff von kohlenstoff­armem Wasserstoff würde den Industrie­wandel beschleunigen.

Nachhaltiges Carbon Management

Nur mit einer umfassenden Carbon Management Strategie auf nationaler und europäischer Ebene sind die Klima­ziele erreichbar. Laut IPCC Bericht ist die Abscheidung von CO2 bei industriellen Prozessen essentiell, um das Ziel der Klima­neutralität bis zur Mitte des Jahrhunderts zu erreichen. Langfristig betrachtet werden wir auch Negativ­emissionen aus Direct Air Capture benötigen, um diesem Ziel näher zu kommen. Kurz- und mittelfristig betrachtet muss jedoch die Wettbewerbs­fähigkeit der Industrie durch Carbon Capture and Storage (CCUS) aufrechterhalten werden. Unvermeidbare Emissionen aus der Kalk-, Zement- und Abfall­industrie müssen abgeschieden und zu den Speicher­stätten in der Nordsee transportiert dort. Hier kommt die OGE-Expertise ins Spiel.

Wir arbeiten eng mit unseren potenziellen Kunden und Partnern zusammen, um Transit- und Exportkorridore zeitnah realisieren zu können. Die Zeit ist knapp, da Planungs- und Genehmigungs­verfahren gut vorbereitet und durchgeführt werden und Speicher erschlossen und errichtet werden müssen. Der Industrie bleibt zudem nur noch etwas mehr als ein Jahr­zehnt, um in neue innovative Anlagen zu investieren und somit ihre Emissionen massiv zu reduzieren. Durch die Europäische Regulierung wird die Menge an Emissions­zertifikaten im Europäischen Emissions­handel nach und nach verringert und auch die kostenlose Zuteilung wird ab 2026 abschmelzen. Unternehmen, die dem europäischen Emissions­handel unterliegen, werden dadurch mit höheren Kosten konfrontiert und müssen Ihre Emissionen verringern oder im Falle der hard to abate sectors abscheiden, abtrans­portieren und unterirdisch speichern.

Um dies zu ermöglichen ist das wichtige Fundament auf nationaler Ebene gelegt. Das KSptG ermöglicht nicht nur die Abscheidung, sondern auch die Speicherung und den Transport von CO2. Mit Ratifizierung des London Protokolls kann CO2 auch über die Grenze hinweg in Speicherstätten in ganz Europa gespeichert werden. Dies sind wichtige Voraussetzungen, um ein grenz­über­schreitendes europäisches CO2-Netzwerk und die entsprechenden Transit­korridore aufzubauen. Mit der nationalen Rechts­grundlage besteht für energie­intensive Unternehmen aus der Zement-, Kalk- und Abfall­wirtschaft nun Planungs­sicherheit. Der Aufbau der gesamten Wert­schöpfungs­kette von der Abscheidung bis zur Speicherung wird insgesamt circa sieben bis zehn Jahre in Anspruch nehmen.

Unsere Vision für ein europäisches CO2-Netz

Gemeinsam mit unseren europäischen Partnern arbeiten wir an unserer Vision eines trans­europäischen CO2-Transport­netzes.

In Phase eins konzentrieren wir uns auf einzelne Korridore über unsere angrenzenden Nachbarn wie Belgien oder die Niederlande in Richtung Nordsee und nach Norwegen, um die dortigen Offshorespeicher nutzen zu können. Deutschland kommt hier voraussichtlich die wichtige Rolle als Transitland zugute, um auch die CO2 Mengen unserer süd­östlich gelegenen Nachbarn Richtung Nordsee­speicher zu transportieren. Auch hier ist die OGE-Expertise unverzichtbar, denn wir sind Experten im pipeline­gebundenen Transport gasförmiger Moleküle.

In Phase zwei steht die Entwicklung eines europäischen CO2-Netzes an, um ganz Europa zu dekarbonisieren und gemeinsam die europäischen Klima­ziele zu erreichen. Um diesen Schritt zu gehen, müssen wir schon jetzt planen und Investitionen in ein gesamt­europäisches Netz attraktiv gestalten.

Was es jetzt von der Politik braucht

Auf nationaler Ebene muss nach Verabschiedung des KSptG die Arbeit zum Aufbau der CO2-Infra­struktur dringend weitergehen. An erster Stelle steht dabei das De-risking der Investitionen in die Infrastruktur, denn ohne Absicherung wird kein Bau erfolgen. Zu hoch sind die Investitionen, die bereits in Planungs- und Genehmigungs­verfahren fließen und von den Unternehmen im Voraus weitgehend selbst getragen werden. Auch für Unternehmen entlang der gesamten Wert­schöpfungs­kette müssen De-risking Maßnahmen vorgenommen werden, sodass Emittenten und Speicher­betreiber langfristig Planungs- und Investitions­sicherheit haben.

Auf europäischer Ebene wird die EU-Kommission voraussichtlich im dritten Quartal 2026 das CO2-Regulierungspaket für den Transport und die Speicherung von CO2 veröffentlichen. Damit soll der Aufbau einer europäischen CO2-Infrastruktur gefördert und die Regeln für den Transport, die Speicherung und Nutzung von CO2 harmonisiert werden. Sobald der Vorschlag der EU-Kommission vorliegt, beginnt der ordentliche Gesetz­gebungs­prozess mit dem europäischen Parlament und dem Rat. Dies wird insgesamt voraussichtlich zwei Jahre in Anspruch nehmen. Bis 2028 sollte Gewissheit herrschen, wie der legislative Rechts­rahmen für den Aufbau eines CO2-Marktes in Europa und Deutschland aussehen wird.

Da es sich bei der europäischen CO2-Infra­struktur überwiegend um grenz­überschreitende Infrastruktur handelt, müssen auch hier europäische De-risking-Maßnahmen entwickelt werden. Nur durch Absicherung der Investitions­risiken für Unternehmen, wird der Aufbau einer trans­europäischen CO2-Infra­struktur und damit die Erreichung der Klima­ziele gelingen. Um dies zu realisieren, muss sich die Bundes­regierung in Brüssel für die politischen Maßnahmen einsetzen. Nur wenn der politische Rahmen den Business Case für CCUS unterstützt, werden in den kommenden Jahren Investitionen getätigt werden. Ansonsten verlieren wir wertvolle Zeit.